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“Wie der Löwe das Lesen lieben lernte...“

Eine Bibliotheksaktion mit Variationen für Kindergarten bis Klasse 4 rundum “Die Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte“

Konzept :
Susanne Brandt
Gemeindebücherei Westoverledingen
Bahnhofstr. 18
26810 Westoverledingen
Tel. 04955/933-199

Grundidee:
Martin Baltscheits “Geschichte vom Löwen, der nicht schreiben konnte“ (ISBN 3-907588-36-3) ist nicht nur ein Buch, das Kindern durch seine klare Struktur und witzigen Pointen einfach Spaß macht, es transportiert auch inhaltlich genau das, was wir mit diversen Aktionen zur Lese- und Schreibförderung im Sinn haben: Den Kindern das Lesen und Schreiben als unverzichtbares Kommunikations- und Ausdrucksmittel, als grundlegende Kulturtechnik und Schlüsselqualifikation zur Mediennutzung schmackhaft zu machen.
Mit diesen Vokabeln verraten wir den Kindern unsere Absicht natürlich nicht - wie gut also, dass es ein Buch gibt, das dies viel netter und humorvoller zu verpacken versteht mit der hier kurz skizzierten Geschichte:

Inhalt des Buches
Eigentlich hat es den Löwen bisher nie gestört, dass er nicht schreiben kann.
Denn mit lautem Brüllen und scharfen Zähnen lässt sich ja immerhin (fast) alles erreichen. Das ändert sich, als der Löwe eine lesende Löwin trifft. Wie gern würde er die näher kennen lernen! Weil aber die Dame nicht nur bezaubernd, sondern offenbar auch sehr gebildet ist, muss ein anständiger Brief her - und jemand, der diesen Brief in seinem Auftrag schreibt.
Doch ob er nun den Affen oder das Nilpferd, den Käfer oder die Giraffe um Hilfe bittet - sie alle bringen zwar ihre persönliche Vorstellung von einem passenden Liebesbrief gewissenhaft und fehlerfrei zu Papier, treffen damit aber niemals das, was der Löwe eigentlich sagen möchte. Es ist die verehrte Löwin selbst, die den verzweifelten Verehrer am Ende aus seiner peinlichen Situation heraus hilft. Charmant und klug bringt sie ihm die ersten Buchstaben bei: A wie Anfang....

Wie sich aus dieser “Grundgeschichte“ verschiedene Aktions-Bausteine entwickeln lassen, die sich mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung für den Einsatz bei verschiedenen Alterstufen - von Kindergarten bis Klasse 4 - eigenen, soll an den nachfolgenden Beispielen deutlich werden. Gerade zu Beginn eines Schuljahres lassen sich so mit einem Aktions-Paket unter dem Motto “Wie der Löwe das Lesen lieben lernte....“ Kindergartengruppen, Schulanfänger wie auch alle anderen Grundschulklassen erstmals oder erneut in die Bibliothek einladen.

Baustein 1
Die Geschichte mit Handpuppe und “echten Briefen“ erzählen (alle Altersgruppen)
Es muss nicht immer Bilderbuchkino sein. Um die Geschichte einzuführen, sollte das Buch zwar den Kindern gezeigt und - wenn möglich mit mehreren Exemplaren - zur Ausleihe für die Gruppe/Klasse bereitgestellt werden. Aber beim Erzählen der Geschichte in der Bibliothek sind ergänzende Hilfsmittel gefragt, wenn es darum geht, eine große Gruppe anzusprechen - z.B. mit einem kleinen Handpuppenspiel.
Materialbedarf:
- zwei Löwenhandpuppen (aus dem Spielwarenhandel oder auch selbst zu basteln oder zu nähen); die “Dame“ erkennbar an einer (z.B. aus Draht gebogenen) Brille auf der Nase
- Brieftexte der verschiedenen Tiere aus dem Buch auf einzelnen Briefbögen abgeschrieben oder kopiert und in einen Briefumschlag gesteckt (eine Briefmarke mit der Abbildung des jeweiligen Tieres - s. dazu Illustrationen des Innendeckels im Buch - lässt nach außen erkennen, von welchem Tier welcher Brief kommt)
- ein großer Korb (passend zur Herkunft der Tiere z.B. ein afrikanischer Bolga-Korb), der sich leicht über den Arm hängen lässt, so dass die Hände zum Spiel mit den Figuren frei bleiben und gleichzeitig freie Bewegungen im Raum von Kind zu Kind möglich sind. In diesem Korb finden alle Utensilien unauffällig Platz und lassen sich nach und nach “hervorzaubern“.
Mit diesen Utensilien ausgestattet wird nun die Bilderbuch-Geschichte frei nacherzählt: Dabei lässt die Erzählerin oder der Erzähler den Löwen als Handpuppe zu den Kindern sprechen. Diese erfahren so, wie andere Tiere dem Löwen beim Schreiben helfen - und mit jedem Brief, den der Löwe neugierig aus dem Korb zieht, tritt auch ein Ergebnis der diversen Briefversionen zutage (ältere Kinder können beim Vorlesen der Briefe mit einbezogen werden). Am Ende dann kommt es endlich zur Begegnung mit der verehrten Löwendame (die nun ebenfalls als zweite Handpuppe dem Korb entsteigt). Ein kleiner Dialog zwischen beiden Puppen beginnt - und für die Kinder ergeben sich nun viele Möglichkeiten, je nach Alter an diese Geschichte anzuknüpfen......

Baustein 2
Bilder für ein “Löwen-Alphabet“ (für Kindergarten/Schulanfänger)

„A wie Anfang“ heißt es am Ende des Bilderbuches. Und man kann sich denken: Bei einer so netten Lehrerin will der Löwe bestimmt das ganze Alphabet lernen!
Wir helfen ihm dabei und gestalten zum Aufhängen in der Bücherei, im Kindergarten oder im Klassenzimmer eine illustrierte „Anlaut-Wäscheleine“ mit Bildern und Begriffen, die der Löwe aus seinem Lebensbereich vermutlich kennt - oder die ihm die Kinder vielleicht erklären können. Zum Beispiel so:

A wie Affe
B wie Baum
C wie Cent
D wie Delphin
E wie Erde
F wie Fisch
G wie Giraffe
H wie Himmel
I wie Insel
J wie Jaguar
K wie Käfer
L wie Löwe
M wie Mücke
N wie Nilpferd
O wie Ohr
P wie Papgei
Q wie Quelle
R wie Regen
S wie Sonne
T wie Tiger
U wie Urwald
V wie Vogel
W wie Wasser
X wie Jux (von hinten gelesen!)
Y wie Yoga
Z wie Zebra

Zur Vorbereitung:
Zeichenblätter in DIN A 3 werden dafür jeweils in der oberen Hälfte groß und deutlich in kräftigen Farben (in Umrissen vorzeichnen und von den Kindern ausmalen lassen) mit dem betreffenem Buchstaben beschrieben, in der Mitte des Blattes wird das vorgeschlagene Wort mit dem gleichen Anfangsbuchstaben komplett ausgeschrieben und die untere Blatthälfte dient dazu, diesen Begriff mit einer passenden Illustration zu veranschaulichen (also z.B. durch ein gezeichnetes oder kopiertes und aufgeklebtes Bild des genannten Tieres,dem die Kinder vielleicht noch etwas Farbe geben können).

Werden die so vorbereiteten Blätter nun in der Gruppe verteilt, bekommt etwa jedes Kind einen Buchstaben zum Anmalen ab. Schließlich werden die fertigen Blätter in richtiger Reihenfolge gut sichtbar an einer Leine mit Wäscheklammern aufgehängt. Auf diese Weise prägen sich die Kinder die Anlaut-Bilder und somit Klang, Form und Vorkommen einzelner Buchstaben des Alphabetes ganz spielerisch ein.
Die Bilderbuchgeschichte hilft auch, die „Blätter aus der Löwen-Schule“ im Kindergarten, in der Schule oder bei einem erneuten Bibliotheksbesuch immer wieder ins Gespräch zu bringen. So können die Kinder z.B. aufgefordert werden, dem Löwen (möglichst im Dialog mit der bereits vertrauten Handpuppe) einige Wörter zu erklären: Was ist eine Insel? Was weißt du über das Ohr? Was ist ein Cent? So macht der Löwe schnell die ersten Schritte als “Schrift- und Wörterforscher“ und übt sich im Sprechen und Erzählen - und die Kinder mit ihm auch!

Baustein 3
Ratespiel: Von wem könnte dieser Brief geschrieben sein?
(für Vorschul- und Grundschulkinder)

Auch wenn die Kindergartenkinder noch nicht selbst schreiben können - sie können sich bereits im Kopf Formulierungen überlegen, die - ganz ähnlich wie in den Beispielbriefen des Bilderbuches - tauglich wären, in einem Liebesbrief zu stehen.
Dazu schlüpfen die Kinder in geheime Tierrollen:
Was würde eine Schildkröte schreiben? Oder wie würde ein Elefant seine Geliebte umwerben? Oder ein Regenwurm?
Genau wie die Schreibversuche der Tiere im Bilderbuch, die sich in ihrer inhaltlich wie sprachlich klaren Struktur dank der vielfachen Wiederholungen leicht einprägen, so sollten auch die von den Kindern in ihren Rollen erdachten Briefe etwas vom Lebensraum, der Bewegungsweise und Ernährungsform des jeweiligen Tieres zu erkenne geben.
Ein „Frosch“ könnte sich dann zum Beispiel folgenden Brieftext ausdenken:
„Liebste Freundin, wollen Sie mit mir im Sumpf hocken? Ich fange Ihnen sogar ein paar fette Fliegen. Total lecker!“
Es wäre also wichtig, dass die Kinder bereits über gewisse Grundkenntnisse aus der Tierwelt verfügen oder aber angeregt durch das Bilderbuch neu vermittelt bekommen. Sprachliche und naturkundliche Elementarbildung ergänzen sich hier in idealer Weise.
Ein Ratespiel wird draus, wenn das Kind seine erdachte Tierrolle den anderen nicht verrät und diese anhand des Inhaltes (Lebensraum, Bewegung, Nahrung)raten müssen, welches Tier einen solchen Brief wohl schreiben könnte.

Baustein 4
Wie die Geschichte weitergeht: “Briefe von den Lese-Leckerbissen des Löwen“
(für ältere Grundschulkinder)

Für ältere Grundschulkindern, die bereits über eigene Leseerfahrungen verfügen, findet die Geschichte bereits beim Erzählen (s. Baustein 1) eine frei erfundene Fortsetzung:
Es dauert nämlich gar nicht lange, da hat die Löwendame ihrem Verehrer tatsächlich das Lesen beigebracht. Immer wenn dieser nun für mehrere Tage auf Jagd ist, verschlingt er nicht nur seine Beute, sondern auch jede Menge Bücher - und schreibt seiner Liebsten in Briefen von seinen “Lese-Leckerbissen“!
Die Aufgabe für die Kinder besteht nun darin, wie der Löwe ebenfalls in Briefen ihre Lieblingsgeschichten und -büchern (aus der Bibliothek?) zu beschreiben. Dies kann bei Kindern, die im Schreiben noch nicht so geübt sind mit Hilfe von gemalten Bildern und wenigen Worten geschehen, während ältere Kinder versuchen sollten, einen solchen Brief richtig auszuformulieren.
Etwa nach dem Muster:
“ Mir gefällt das Buch.....(Titel angeben) am besten, weil die beiden Mädchen sich nach dem Streit doch wieder vertragen.....“
Ein entsprechender Satzanfang kann als Einstiegshilfe auf vorbereiteten Briefbögen auch kopiert vorgegeben werden.
Kinder, die vielleicht schon häufiger in der Bücherei waren und bereits einiges gelesen haben, können die Briefe - wenn die Zeit des Besuchs es erlaubt - direkt in der Bibliothek schreiben. Ebenso ist es aber auch möglich, dass die Briefe zu den frisch ausgeliehenen Büchern später in der Klasse verfasst und dann bei der Rückgabe mit in der Bibliothek abgegeben werden. Hier kann wiederum eine Wäscheleine, an der alle Briefe lesbar aufgehängt werden, als einfaches Hilfsmittel für eine Ausstellung in der Bibliothek dienen, die so zugleich einen Einblick in die Lesevorlieben der Kinder gewährt.
Möglich ist es aber auch, mit den Briefen eine Art Tauschaktion von Klasse zu Klasse, Schule zu Schule, Stadt zu Stadt....zu organisieren. Dabei erhalten Kinder der einen Klasse jene “Bücherbriefe“, die von Kindern der anderen Klasse geschrieben wurden, wobei die Organisation des Austausches über die Bibliothek als Vermittlerin laufen kann.
Wie auch immer was daraus entstehen kann - das Medium Brief bietet, angeregt durch die Löwengeschichte, einen für Kinder überschaubaren Rahmen, um sich selbst im Formulieren eigener Sätze zu einem Thema zu probieren und zugleich das Schreiben als Kommunikationsmittel zu erfahren, sei es nun durch eine kleine “Wäscheleinen-Ausstellung“ in der Bücherei oder durch eine “Briefwechselaktion“ mit anderen Kindern.
Denkbar ist auch, die Aktion nach einiger Zeit durch eine Buchwerkstatt abzuschließen, bei der sozusagen die Fortsetzungsgeschichte zu Baltscheits Bilderbuch, betitelt z.B. mit “Briefe von den Lese-Leckerbissen des Löwen“ (oder ähnlich) unter Einbeziehung der dazu entstandenen Brieftexte in Form eines selbstgebundenen Buches zur Vollendung gebracht wird.

Und noch ein Medien-Tipp zum Schluss: Zu dem Bilderbuch ist auch ein Hörbuch mit Liedern als CD erschienen, das sich im Rahmen der Aktion mit einsetzen lässt!