Bericht der Kommission Bibliothek & Schule des dbv vom Bibliothekskongress 2023
05.06.2023

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Frau Dr. Ott, die am Lehrstuhl für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur der Universität Würzburg lehrt, stellte ihren Vortrag unter die Überschrift „Lernort Bibliothek Praxisorientierte Konzepte für die Vernetzung von Fachunterricht und (Schul-) Bibliothek“.
Vier Punkte, so Frau Dr. Ott können dazu beitragen, wie die Vernetzung zwischen Schule und Bibliothek zu verbessern. Sie werden im Folgenden zusammengefasst.
1. Die Bibliothek ergänzt die Schule
Dabei ist die Bibliothek die außerschulische Bildungspartnerin und die Schüler*innen lernen die Bibliothek als 3. Ort kennen. Die Bibliothek bietet Rallyes zum Kennenlernen an, leiht an die Schulen Klassensätze und Medienpakete etc. aus.
2. Integration in den Fachunterricht
Die Bibliothek wird Teil des Fachunterrichts, indem sie z.B. Lesetrainings zu Textaufgaben im Fach Mathematik anbietet. Außerdem kann die Bibliothek thematische Medienpakete mit passenden Internetseiten zur Verfügung stellen. Hier wird die Bibliothek Teil des Unterrichts, besonders dann, wenn auch der Unterricht in der Bibliothek stattfindet. Damit wird eine Flexibilisierung des Lernens erzielt. Weiterhin kann die Schule die digitalen Bildungsangebote der Bibliothek nutzen und natürlich auch so für die Unterrichtsvorbereitung der Lehrkräfte wichtig sein.
Wichtig ist dabei, dass die Bibliotheken offensiv an die Schulen herantreten.
3. Aufstellen eines Bibliothekscurriculum
Um langfristige Erfolge bei den Schüler*innen zu erzielen, ist ein systematisches Bibliothekscurriculum sehr wichtig. Der Besuch der Schule in der Bibliothek darf kein Zufall sein. Mit einem Curriculum können Lerninhalte und Kompetenzanschlüsse erfasst werden und langfristig kann der reguläre Unterricht entlastet werden. Es wäre also wichtig, dass Schule ein Medienkonzept mit einem Lesecurriculum und Methodencurriculum entwickelt und dabei Lehrplan, Schule und Bibliothek verknüpft werden.
4. Intensivierung interdisziplinärer Initiativen
Um diese genannten Ziele zu erreichen ist es wichtig, dass in der Ausbildung von Lehrkräften Bibliothekar*innen und die Bibliothekspädagogik mit eingebunden werden. Im umgekehrten Sinn sollen Bibliotheksmitarbeitende unter Einbindung der Fachdidaktiken ausgebildet werden, so dass eine Bibliothekspädagogik auf Seiten der Bibliothekare unbedingt erforderlich ist.
Am Ende verwies Frau Dr. Ott auf die neue Publikation „Lernort Bibliothek Praxisorientierte Konzepte für die Vernetzung von Fachunterricht und (Schul-) Bibliothek“., die in Zusammenarbeit mehrerer Universitäten und dem Staatinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München im Sommer 2023 erscheinen wird. Ein kostenfreier Download über www.lesen.bayern.de/schulbibliothek ist möglich.
Nach diesem Vortrag hatte die AG Bibliothekspädagogik des DBV zu einer Podiumsdiskussion geladen. Unter dem Motto „Bibliotheken als Bildungspartnerinnen“ diskutierten Prof. Dr. Christine Ott, Universität Würzburg, Prof. Dr. Kerstin Keller-Loibl, Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur, Leipzig, Prof. Dr. Richard Stang, Hochschule der Medien, Stuttgart, Dr. Annette von Stieglitz, VHS Langenhagen und Moderation Prof. Dr. Bernd Schmid-Ruhe.
In der sehr intensiv geführten Diskussion wurden verschiedene Standpunkte deutlich, wobei Frau Dr. Ott am Ende für ein Bibliothekscurriculum warb, da auch Schule noch mit einem Lehrplan arbeitet. Sie vertritt die Meinung tatsächlich ganz kleinteilig die Verbindung zu den Bibliotheken aufzubauen und von Seiten der Bibliotheken zu betonen, dass die Bibliothek eine Entlastung für die Lehrer*innen darstellen kann, gerade wenn Fächer übergreifend gedacht wird. Aus der Perspektive der Leseforschung ist es wichtig, dass die Bestrebungen wissenschaftlich untermauert und evaluiert werden. Frau Dr. Keller-Loibl, die vor etwa 10 Jahren ein Curriculum in Leipzig eingeführt und einen Kooperationsvertrag geschlossen hatte, muss feststellen, dass nach 2 – 3 Jahren die Stringenz nachlässt und es den Bibliotheken personell nicht möglich ist, alle Schulklassen zu bedienen, gerade in großen Kommunen. Wichtig ist Frau Dr. Keller-Loibl, dass die Bibliothekar*innen mehr in Bibliothekspädagogik ausgebildet werden, da die Gesellschaft lebenslang lernen wird.
Herr Dr. Stang vertrat die Meinung, dass Curricula nicht mehr funktionieren, da die Gesellschaft immer diverser wird. Er vertritt die Meinung, dass die Bibliothek die Pädagogik mehr in den Mittelpunkt rücken muss und die Räume als Lernräume öffnen soll und Bildungspartnerschaften eingehen soll. Er verwies auf die VHS, mit der Bibliotheken Bildungspartnerschaften eingehen können, auch bezüglich der Vernetzung mit den Verbänden (Bibliotheken, VHS). Hinzu kommt, dass Bibliotheken und VHS die einzigen Orte der Vergemeinschaftung nicht kommerzieller Art sind.
Frau Dr. von Stieglitz betonte nochmals den großen Unterschied der Freiwilligkeit (Bibliothek, VHS) und der Pflichtaufgabe Schule von Seiten der Politik. Sie würde eine engere Zusammenarbeit begrüßen, da beide Institutionen flexibel handeln können und sich auf die kommunalen Voraussetzungen einstellen können. Gerade im Bereich der Alphabetisierung besteht die Möglichkeit Kooperationen einzugehen.
Zum Abschluss konnten sich alle darauf einigen, dass die Bibliothekspädagogik in den Hochschulen Eingang finden muss, dass Quereinsteiger besser integriert werden müssen und dass auch die vielen Ehrenamtlichen pädagogisch qualifiziert werden müssen.
Sabine Schumann (Kommission Bibliothek und Schule, 23.5.23)