Lernen in der Bibliothek von der Gruppe her denken
03.06.2011
Ausschnitt aus einer Vortragsfolie des Seminars "Lernen mit der Bibliothek" (Lüneburg 23. Mai 2011)
© Arne Borstelmann/Silke Grafe
Silke Grafe (Ruhr-Universität Bochum) stellte in ihrem Vortrag „Neue Lernkultur – neue Lernorte“ im Rahmen des Seminars „Lernen mit der Bibliothek“ am 23. Mai 2011 in Lüneburg die Theorie des Situierten Lernens vor. Diese Lerntheorie misst der Lernumgebung eine besondere Bedeutung bei, sieht Lernen weniger als individuelle denn als kollektive Leistung und vertraut auf die Selbstständigkeit der Lerner. Aber welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Methodik des Unterrichts in der Bibliothek?
Silke Grafe berichtete über ein Experiment mit drei Versuchsgruppen von Schülern in Paderborn. Eine Gruppe bekam keinerlei Grundlagen für ihr Unterrichtsprojekt vermittelt und musste die Probleme selbstständig angehen, bei der zweiten Gruppe fand mehrfach ein Wechsel zwischen häppchenweiser Grundlagenvermittlung und Lösungsaktivität statt, und bei der dritten Gruppe kam die Grundlagenvermittlung in einem großen Block vorweg und die Probleme waren von den Schülern anschließend zu lösen. Am besten schnitten die Alleingelassenen der ersten Versuchsgruppe ab. Sie aktivierten das Potenzial der Gruppe, weil sie darauf angewiesen waren. Die Konsequenz für den Unterricht in der Bibliothek liegt auf der Hand: Der Sprung ins kalte Wasser anhand eines interessanten Problems wirkt viel nachhaltiger als die Einführung qua Vortrag mit anschließenden Anwendungsübungen.
Das praxiserprobte Unterrichtskonzept „Selbstständig lernen durch Recherche“, das Arne Borstelmann (Leibniz Universität Hannover) ebenfalls am 23. Mai 2011 in Lüneburg vorstellte, kann als Veranschaulichung des situierten Lernens verstanden werden. Schülergruppen erarbeiteten sich ein Thema (hier: das alte Ägypten) mithilfe der Bibliothek selbstständig und machten ihr Wissen den anderen zugänglich. Dazu aktivierten sie ausgehend von einem Text ihr Wissen über das Thema und hielten Wissenslücken und offene Fragen auf ihrem Rechercheplakat fest. Sie sichteten den Bibliotheksbestand und werteten ihn für ihre Referate aus. Am Ende fassten sie ihr Wissen auf einem Lernplakat zusammen und erläuterten es ihren Mitschülern in einem Kurzvortrag.
Die Folien der Referate von Silke Grafe und Arne Borstelmann stehen ebenso wie die der anderen Referenten auf der Website von ekz.bibliotheksservice zum Lesen und Herunterladen zur Verfügung.