Schulmediothek - Das Fachportal für Schulmediotheken

Navi

News

Texte, Bilder oder Bildung? Was das Verstehen wirklich beeinflusst

17.03.2025
Logo Bildungsklick

Bildungsklick

© Bildungsklick

Erzählen ist eine universelle Form der Wissensvermittlung. Wer Geschichten versteht, kann sich in der Gesellschaft orientieren, an politischen Prozessen teilnehmen oder sich weiter-bilden. Doch nicht alle Menschen erfassen Erzählungen gleich gut. Die jetzt veröffentlichte Studie des Tübinger Leibniz-Instituts für Wissensmedien (IWM), die in Zusammenarbeit mit dem Berliner Leibniz-Zentrum Allgemeine Sprachwissenschaft (ZAS) entstanden ist, zeigt: Entscheidend ist vor allem der Bildungsgrad, wohingegen das Lebensalter überraschender-weise keine Rolle spielt. Unabhängig davon fällt es Menschen leichter, Geschichten zu verstehen, wenn sie in Bildern erzählt werden.

Visuelle Erzählformen haben großes Potenzial

„Unsere Ergebnisse unterstreichen, dass visuelle Erzählformen großes Potenzial haben, um Verständnisbarrieren zu reduzieren“, erklärt der Leiter der Studie, Prof. Dr. Markus Huff vom Leibniz-Institut für Wissensmedien in Tübingen. „Gerade für Menschen mit geringeren Lese- oder Sprachkompetenzen könnten sie eine wichtige Ergänzung oder Alternative zu klassischen Textformaten darstellen.“
Die Forschenden untersuchten in einem Internet-Experiment mit rund 1.500 Erwachsenen verschiedener Bildungsabschlüsse, wie gut diese unterschiedliche Erzählformen – Texte und Bildergeschichten – verstehen.

Dafür verwendeten sie das Material aus dem „Multilingual Assessment Instrument for Narratives (MAIN)“, einem Theorie-basierten experimentellen Verfahren, das unter der Leitung von Prof. Dr. Natalia Gagarina, Forschungsbereichsleiterin am ZAS, entwickelt wurde – ursprünglich, um die Erzählfähigkeiten von Kindern zu testen.

„Was die Studie ebenfalls klar gezeigt hat: Ein höherer Bildungsgrad geht mit einem besseren Verständnis von Erzählungen einher, und zwar sowohl von textbasierten als auch von bildbasierten Geschichten“, führt der Tübinger Psychologe Huff aus. Entgegen den Erwartungen nimmt diese Fähigkeit mit zunehmendem Alter jedoch nicht ab. „Wir konnten auch zeigen, dass ältere Teilnehmer*innen genauso gut abschnitten wie jüngere“, betont Huff. Altersbedingte Einbußen in Gedächtnisprozessen würden vermutlich durch höheres Erfahrungswissen im Alter kompensiert.

Mehr Teilhabe durch verständliche Informationen

Das dritte zentrale Ergebnis: Bildgeschichten wurden von allen Teilnehmenden besser verstanden als reine Texte. Diese Erkenntnis ist besonders wichtig für Bildung und Information. Ob in der Schule, in der Erwachsenenbildung oder in öffentlichen Kampagnen – visuelle Erzählformen können dazu beitragen, Inhalte für alle zugänglicher zu machen. „Wir wissen aus der Spracherwerbsforschung, dass gute Erzählfähigkeiten im Vorschul- und Grundschulalter eine wichtige Basis für einen erfolgreichen Bildungsverlauf darstellen“, berichtet Prof. Natalia Gagarina und betont auch: „Visuelle Informationen können bei Erwachsenen Nach-teile beim Textverständnis möglicherweise etwas ausgleichen.“

Weiterführende Links:
https://bildungsklick.de/schule/detail/texte-bilder-oder-bildung-was-das-verstehen-wirklich-beeinflusst


Redaktionskontakt: Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! Sie müssen JavaScript aktivieren, damit Sie sie sehen können.